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Unlängst wurde mir von einer wissenden
Museumsbesucherin erzählt, daß ich ja ziemlich auf dem Holzweg sei mit
meiner Mutmaßung, daß die Menschen vor 100 Jahr kleiner waren als wir
heute. Seit 200 Jahren hätte sich an der durchschnittlichen Körpergröße
nicht viel geändert. So kommt mir ein originaler Blusenschnitt von 1905 ganz passend des Weges, um möglichen Zweiflern einen bildhaften Beweis zu liefern, wenn es schon Statistiken und Messungen nicht können. Der Schnitt ist ein Papierschnitt vom "Ladies Home Journal", ganz so wie die heutigen amerikanischen Schnitte, nur aus noch dünnerem Papier. Die Markierungen sind nicht aufgedruckt, sondern durch Stanzungen in bestimmter Stückzahl/Form festgelegt. Zum Vergleich für den Unterschied der Durchschnittsgröße (für welche die Schnitte ja gemacht sind): rechts das Rückenteil des Originalschnittes von 1905, links ebenfalls basierend auf einem Originalschnitt von 1905, aber adaptiert für heutige Figuren von Vintage Pattern Lending Library. Den linken Schnitt verlängere ich übrigens für mich nochmal um 4 cm, weil ich mit 1,75 m größer bin als der heutige Durchschnitt. Entsprechend klein war der damalige... Nachdem dieses eigentlich nicht vorhandene Problem auch gelöst ist, nun also zum Blusenschnitt. Bislang ist mir nicht ganz eindeutig, wann eine Bluse nun eine Bluse oder eine Blusentaille ist. Verschiedene Bücher von damals benutzen die Begriffe großzügig mal so, mal so. Also definiere ich für mich selbst: eine Bluse ist eine Bluse, wenn sie nur aus dem Oberstoff besteht, eine Blusentaille hat ein auf Figur gearbeitetes Futter und einen locker darüber drapierten Oberstoff. Chicer ist wohl die Blusentaille, also bietet sich dieser Schnitt an: |
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Das waren noch Zeiten, als es einen Schnitt für 15 Cents gab... ;-) Es wird eine komplette Unterbluse erstellt. Kragen, Kragenansatz und die Hälfte des Ärmels werden dabei vor dem Zuschnitt entsprechend verziert. Im Schnitt sind feine Fältchen gelegt, ich fand Spitze schön und habe dafür Reihen von Baumwollspitze verbunden. |
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Die
Unterbluse ist nach einem klassischen Taillenschnitt auf Figur gearbeitet Alle später sichtbaren Bereiche werden durch die Spitze ersetzt. |
Die
Biesen der Oberbluse waren zwar im Schnitt eingezeichnet, wirklich
paßgenau waren sie aber nicht. Über die Bearbeitung von Säumen läßt sich die Beschreibung nicht weiter aus, es wurde der geneigten Schnittkäuferin genug Nähkompetenz zugetraut, um zwischen einem Rollsaum, einer Einfassung oder gar einer Passe zu wählen. |
Die Ober- und Unterbluse werden lediglich am rückwärtigen
Verschluß und am Saum miteinander verbunden. Ansonsten sitzen sie locker
aufeinander und man kann sie nach Bedarf "hinzuppeln". |
Der Schnitt sieht vorn und hinten auf Taillenhöhe eine Raffung über einen Tunnel vor. Ich habe bei meiner Originalbluse abgeguckt und lieber eine separate Passe angenäht. Das hat Vorteile beim Tragen, im Nachhinein betrachtet erscheint mir die Raffung über ein Band aber günstiger für´s Bügeln. |
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Der Verschluß vom Oberärmel ist erstmal ohne Knopfloch gemacht, beim
Bügeln hat es nicht gestört (wobei es auch kaum möglich ist, bei dem
fisseligen Batist und der ganzen Faltenlandschaft etwas zu finden, was
einen noch mehr stört...) Am realen Arm wölbt sich der Unterärmel sehr
adrett aus der Ärmelöffnung heraus. Der Blusenverschluß ist - angelehnt an Originaltaillen aus der Zeit - im Wechsel aus Druckknöpfen und Haken gemacht |
Ich hatte ja erst gedacht, daß ich schnell eine Bluse mache. "Schnell" ist in diesem Fall eine Frage der Definition. Auf jedenfall hat sie deutlich mehr Zeit beansprucht, als ich gefühlt für eine Bluse veranschlagen würde. Der Aufwand setzt sich dann beim Bügeln nahtlos fort. Und diese Bluse ist ja noch mäßig im Aufwand, man könnte sich da ja durchaus noch zu Höherem versteigen. Ohne Fleiß also mal wieder kein Preis... Dafür macht sie sich ja ganz gut als bessere Tagesbluse: | |
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Allgemeines
Jahrhundertwende