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Inhalte, Layout und Bilder auf dieser und allen andere Seiten der Website Eigentum von U. Hofmockel, 2005

Der Haushalt

Reinlichkeit ist die Zierde der Hausfrau

 

Die im 19. Jahrhundert geborene Definition der "Hausfrau" überlebt in ihren Grundzügen bis heute, auch wenn den Modernisierungsversuchen an der Frau der Begriff selber zum Opfer fällt. Wir schätzen nach wie vor saubere, aufgeräumte Behausungen mit gut gelüfteten Räumen, sie verheißen uns Gesundheit, Fleiß und Sorgfalt, auch wenn das niemand mehr so deutlich aussprechen möchte.

Jahrhundertelang lebten die Menschen mit ihren Tieren auf engstem Raum, die hygienischen Bedingungen waren katastrophal. Im 19. Jahrhundert wurde Sauberkeit zu einem wirklichen Trend für den, der es sich leisten konnte. Ein sauberes Zuhause setzt eine Frau voraus, die ihre Zeit mit nichts anderem verbringen kann als dem Haushalt, ein Luxus unter armen Leuten. Noch sauberer wird es mit einer zunehmenden Anzahl von Dienstboten, was den Kreis derjenigen in "gesundem Wohnklima" weiter einschränkt.

Die Erkenntnis, daß Krankheit mit Unsauberkeit direkt zusammenhängt, führte zu einem neuen Selbstverständnis der Dame des Hauses und einem wahren Kreuzzug gegen Ungeziefer und Schmutz. Im Gegensatz zum 21. Jahrhundert, das uns eine Vielzahl an Gerätschaften zur Arbeitserleichterung bietet war der Haushalt im 19. Jahrhundert eine wirkliche Herausforderung, deren Bewältigung ihre Bezwinger zu Recht mit Stolz erfüllte.

Wir unterliegen heute dem Glauben, zu wissen was Schmutz ist, aber wir irren uns. Dank DIN-Abgasnormen, Rußfiltern, Katalysatoren und ähnlichem haben wir noch nicht einmal den blassesten Schimmer, was "Dreck" eigentlich bedeutet. Der Herd jeden Hauses wurde mit Kohle betrieben, jeder Ofen wurde mit Kohle betrieben, alle Dampfmaschinen der Industrieanlagen wurden mit Kohle betrieben, kurz: an allen Ecken erzeugte Kohle Energie - und Ruß. Ruß war allgegenwärtig, kroch in jede Ecke.

Die repräsentativen Räumen blieben tagsüber durch Vorhänge verschlossen, die Farben von Teppichen und Tapeten sollten länger halten und Möbel mußten pfleglich behandelt werden, da sie in der Regel nur einmal im Leben angeschafft wurden. Noch in den 1870er Jahren waren die Wohnzimmer durch schwere Gardinen fast blickdicht verhängt. Farne entwickelten sich zur beliebtesten Zimmerpflanze, da wenn überhaupt nur sie dem düsteren Klima der Vorzeigezimmer widerstehen konnten. Schmutz bliebt unauffällig in Gardinen, Teppichen und Möbelschonbezügen1 verborgen.

Abends verhüllte das Kerzenlicht gnädig die Rußablagerungen. Dies änderte sich im fortschreitenden Jahrhundert mit dem Gaslicht. Im Vergleich zur Kerzenbeleuchtung erschien es den damaligen Menschen taghell, für uns wäre eine damals moderne Gaslampe allenfalls eine trübe Funzel und ungefähr einer heutigen 25 W-Glühbirne vergleichbar 2. Die moderne Sonne für daheim führte aber wiederum dazu, daß noch mehr geputzt werden mußte, um sichtbare Sauberkeit zu erzeugen.

Glücklich schätzen durfte sich diejenige, die sich Dienstboten für die wirklich schmutzigen oder sehr schweren Arbeiten leisten konnte. Der mittelständische Hausfrau blieben aber dennoch genug Arbeiten übrig, bei denen sie am Ende des Tages wußte, was sie getan hatte.

1 Im Roman "Vera" von Bettina von Arnim wird ein Flügel beschrieben, der vor Benutzung und danach sorgfältigst in eine Umhüllung mit Knopfverschluß eingeknöpft werden muß, sogar die Beine des Flügels erhalten ihre eigenen "Strümpfe". Auch wenn diese Darstellung etwas überzogen ist, sind Möbelschonbezüge zum Schutz vor Staub und Ruß durchaus die Regel gewesen.

2 Judith Flanders: Inside the victorian home

 

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